Swingende Passion
Jazz-Trio hat Oscar Petersons „Easter Suite“ für eine CD eingespielt
Thomas Klingebiel, NW, Bielefeld, 16.12.2006 Bielefeld.
Mit seinen Aufführungen von Oscar Petersons „Easter Suite“ in der Süsterkirche sorgte ein Bielefelder Jazz-Trio dieses Jahr in der Passionszeit für Furore. Wer die Konzerte damals verpasst hat oder bedauerte, dass er nicht gleich eine CD-Aufnahme mit nach Hause nehmen konnte, darf sich nun freuen: Das Trio um den Bielefelder Pianisten Olaf Kordes hat die swingende Jazz-Passion aufgenommen, die CD ist ab heute im Handel.
  
Die Aufnahme der neunteiligen Passionsgeschichte, die Mitte der 80er Jahre von dem legendären Jazzpianisten Oscar Peterson komponiert wurde, hat hohen Repertoirewert. Derzeit ist nach Recherchen des Trios keine einzige Einspielung der „Easter Suite“ erhältlich. „Meines Wissens gibt es lediglich die Video-DVD mit der BBC-Aufzeichnung der Uraufführung des Stücks durch Peterson“, sagt Kordes. 
      

Die DVD, seinerzeit ein Geburtstagsgeschenk des Bassisten Wolfgang Tetzlaff an den 40-jährigen Pianisten und Musikpädagogen, war Ausgangspunkt des Bielefelder „Easter Suite“-Projekts. Da es keine Noten zu dem Stück gab, transkribierten Kordes und Tetzlaff Ton für Ton von der DVD selbst. Als Schlagzeuger gewannen sie den bekannten Bielefelder Musiker Karl Godejohann („Die Konferenz“). Nach den begeistert aufgenommenen Konzerten in der Süsterkirche war schnell klar, dass das Trio die Suite auch für eine CD einspielen würde. An einem Wochenende im Juni nahmen sie das 34-minütige Werk im „Eastend“-Studio im Bielefelder Osten auf. Der Klavierstimmer hatte wegen der hohen Temperaturen und des teils erforderten wuchtigen Anschlags viel zu tun, den von der Firma Kemp zur Verfügung gestellten Steinway B-Flügel in Stimmung zu halten. „Zwischendurch haben wir mit dem Studioteam das WM-Spiel Deutschland – Schweden geguckt“, erinnert sich Kordes. „Danach ging es gut gelaunt weiter.“ 
      
Das Klangbild der CD vereinigt die Brillanz einer Studio-Aufnahme mit der klangräumlichen Natürlichkeit eines Live-Gigs. Auch musikalisch geht das Trio so frisch und leidenschaftlich wie im Konzert zu Werke. Der seelenvolle Gospelton, das Bedrohliche der Gerichtsszene, der Auferstehungs-Jubel am Schluss – alles wird eindringlich vermittelt. An den wenigen Stellen, an denen Peterson und seine damaligen Mitstreiter improvisieren, nehmen sich auch Kordes, Tetzlaff und Godejohann ihre Freiheiten und beeindrucken mit souveräner Musikalität, die sich vor den Vorbildern nicht zu verstecken braucht.