Immer nur Passions-Musiken? oder: Ostern - mal etwas jazziger?
Andreas Schley, inijrp, 14.04.2009  
Bereits im Jahre 2006 ist die CD »Oscar Peterson´s Easter Suite für Jazz-Trio in 9 Sätzen« des Trios Olaf Kordes (Piano), Wolfgang Tetzlaff (Kontrabass) und Karl Godejohann (Schlagzeug) erschienen.
  
Eines der bedeutendsten Werke des Pianisten Oscar Peterson ist bisher nur als Video bzw. DVD-Mitschnitt eines Live-Konzertes im Auftrag der BBC erhältlich. Als Auftragskomposition für die BBC im Jahre 1984 entstanden ist die Suite eine Umsetzung der Leidenszeit Christi von Gründonnerstag (Letztes Abendmahl) bis zur Auferstehung (Ostern).
   
Peterson interpretiert die Passion in der neunsätzigen Suite ausgehend vom Erlösungsmotiv in swingenden Songs, ohne aber platt zu wirken. Die marching-drums im »Verhör« und selbst die spielerischen Läufe im Passionschoral »Jesus Christ lies here tonight« lassen nie einen würdevollen Umgang mit der Passion vermissen. Die Passion ist keine Anhäufung von Klageliedern, sondern zeichnet den Weg Christi mit Jazz-Stilelementen ernsthaft und trotzdem mitreißend nach. 
         
So bemerkenswert wie die Entstehung der Suite ist auch die Entstehung dieses Projektes. Olaf Kordes und Wolfgang Tetzlaff haben die Suite aufwändig transkribiert und dem Werk damit nach 22 Jahren erneut den Weg aufs Podium bereitet. Ausgangpunkt ist der Wiedererkennungs-Effekt der Spielweise und Interpretation von Oscar Peterson, dem bekannten Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen und Schlagzeuger Martin Drew ohne diese einfach nur zu kopieren. Und so gibt es ausreichend Freiräume für die Musiker, die in der Umsetzung der Suite auch ihre persönliche musikalische Handschrift erkennen lassen.
         
Kammermusikalischer Jazz mit theologisch-musikalischer Passionsinterpretation – auf jeden Fall ein besonderer Hörgenuss. 
        
Das Trio führt die Easter-Suite in ihrem Konzert-Programm mittlerweile am liebsten in Kirchen auf. Die spirituelle Wirkung der Suite lässt sich in Sakral-Bauten für den Zuhörer noch viel intensiver erleben.

Andreas Schley