Ein bleibender Eindruck

Konzert:
Oscar Petersons Easter Suite im Saal der Darmstädter Andreasgemeinde

Militärisch und unnachgiebig bis hin zur Brutalität tönt die kleine Trommel durch den Gemeindesaal der Andreasgemeinde. Dort gestaltet das aus Bielefeld stammende Jazztrio Olaf Kordes (Piano), Wolfgang Tetzlaff (Kontrabass) und Karl Godejohann (Schlagzeug) mit Oscar Petersons ,,Easter Suite" die sechste Bessunger Passionsmusik. Im fünften Satz, der mit ,,The Trial" (Das Verhör) überschrieben ist, beschreibt Peterson das bohrende Verhör, dem sich Jesus vor dem Tod am Kreuz ausgesetzt sah. Im Zweifel geht es dabei eher um die Befragung durch den römischen Statthalter Pilatus als um die des Hohepriesters Kaiphas, bei dem das Urteil von vornherein feststeht. Denn Petersons fünfter Satz entwickelt sich zu einem hochdramatischen Schlagzeugsolo, mit dem Godejohann die Zuhörer intensiv in seinen Bann zog.

Oscar Peterson hat seine Vertonung der Leidensgeschichte 1984 im Auftrag der BBC geschrieben und im Fernsehen aufgeführt. Das Bielefelder Trio hat diese Version in Noten umgesetzt und auf CD eingespielt. Peterson zeichnet in seiner neun Sätze umfassenden Komposition die Gefühlslagen Jesu vor der Kreuzigung nach. So erklingt eine langsame Klaviereinleitung als feierliche Einstimmung auf das letzte Abendmahl, im dritten Satz ,,Denial" (Verleugnung) wird ein unbekümmerter Swing immer wieder durch Misstöne gebrochen, bis ein abruptes Ende die Unwiderrufbarkeit des Geschehenen symbolisiert. Elegisch und tieftraurig erklingt die Frage nach Gründen für den Verrat, spöttisch und durch die Wiederholung des immer gleichen Motivs einfach dumm kommt die an Jesus gerichtete Frage daher, ob er der König der Juden sei.

26. März 2010 | Von Susanne Döring